November 2023 – Mirabai

Meera 2023

Marke herausgegeben zum 525sten Geburtstag der Mystikerin Meera Bai (Mirabai)

Nachdem im September bereits Hildegard von Bingen als lebendige Mystikerin des Monats auf einer eigenen Briefmarke gefeiert wurde, wollte ich es mir nicht nehmen lassen, im November aus einem anderen Teil der Welt eine ebenso inspirierende Persönlichkeit zu wählen. Meine Wahl fiel auf eine indische Briefmarke, die die Mystikerin Meera Bai oder Mirabai in den Mittelpunkt rückt.

Mirabai (1498–1546) war nicht nur eine indische Mystikerin von außergewöhnlichem Format, sondern auch eine poetische Virtuosin. Ihre ganz persönlichen, ekstatischen Liebes-, Preis- und Klagelieder haben die Zeiten überdauert und werden heute noch auf dem indischen Subkontinent von Hindus, Sikhs, Muslimen und Christen gleichermaßen rezitiert, gesungen und von den indischen Radiostationen mit Begeisterung ausgestrahlt.

Krishna postcard

Postkarte, die Krishna mit einer Kuhhirtin zeigt

Geboren in den königlichen Kreisen der Rajputen, war Mirabai von Kindesbeinen an von der Anmut des Bildnisses von Krishna beseelt. Im Jahre 1516 wurde sie mit Prinz Bhoj Raj aus dem mächtigen Rajputenreich Mewar vermählt. Doch Mira stellte von Anfang an eine Herausforderung dar. Sie weigerte sich nicht nur, die Ehe zu vollziehen, da ihre Liebe Krishna galt, sondern verweigerte auch die Verehrung der Göttin der Familie ihres Mannes. Geschenke in Form von Seide und Juwelen wies sie zurück und bestand darauf, sich der Gemeinschaft der Bhaktas anzuschließen.

Als ihr Gatte im Krieg fiel, weigerte sie sich beharrlich, ihm in den Tod zu folgen. Eine Legende erzählt von einem Giftbecher, aus dem sie ohne Schaden getrunken haben soll. Krishna hätte den Gifttrank in Nektar verwandelt. Laut ihren Liedern überlebte sie zwei Mordanschläge und wurde zeitweise sogar gefangen gehalten. Schließlich verließ sie den Prunk des Palastes und kehrte zu ihrer ursprünglichen Familie zurück.

Meera 1952

Bereits 1952 wurde Mirabai auf einer indischen Briefmarke abgebildet.

Doch auch diese missbilligte ihre unkonventionellen Handlungen. Um 1527 machte sie sich als furchtlose Wanderin auf den Weg zu Pilgerstätten, die mit dem Leben Krishnas in Verbindung gebracht wurden. Ihre Popularität wuchs rasant. Schon bevor sie einen Ort erreichte, versammelten sich die Menschen, um ihre Lieder zu singen von denen bis heute 2023 – trotz der rein mündlichen Weitergabe – überliefert sind. Die letzten Tage ihres Lebens verbrachte sie schließlich an der Küste des Arabischen Meeres.

In ihrem Leben folgte Mirabai unbeirrbar der Bhakti-Tradition, einer mystisch-religiösen Bewegung im Nordindien des 13.–17. Jahrhunderts. Für sie existierten vor Gott keine Unterschiede, und sie sehnte sich danach, ihm ohne die Einhaltung strenger Riten oder Vermittlung durch Priester direkt nahezukommen. Die Bhakti-Tradition lässt sich vergleichen mit der Hingabe christlicher Nonnen, die sich als ‚Braut Christi‘ bezeichnen (Parallelen zu Hildegard von Bingen?).

Meera FDC 2023

Ersttagsbrief mit Stempel und Marke

Mirabais Leben hallt heute aus vielen Gründen nach. Zunächst sind da ihre Worte, die mit Schönheit und Freude eine Art weiblicher Befreiung zum Ausdruck bringen. Ihre Ablehnung und sogar Verachtung des Wohlstands sprechen nicht nur die Armen, sondern die Herzen aller an. Und dann gibt es noch ihre furchtlose Rebellion gegen die Ungerechtigkeit innerhalb der Familie und der Verwandtschaftsgruppen, die bis heute gerade in Indien noch als Inspiration gilt.

Philatelistische Daten zur Briefmarke:

  • Land:Indien
  • Ausgabedatum:2023-11-23
  • Farben:mehrfarbig
  • Format: Sondermarke
  • Druck:Offsetdruck
  • Postwert:5 ₹ – Indische Rupie