Heute ein philatelistisch nicht besonders wertvoller Briefumschlag, schlechte Markenqualität, Marken nicht besonders wertvoll und dazu kommt noch, dass der Stempel unleserlich ist, sodass nichts über Absendeort bekannt ist. Warum dann also Beleg des Monats – einfach weil er schön ist. Wer „zeichnet“ heute noch so schön die Adresse auf einen Brief? Schon allein dies muss lange gedauert haben. Mich würde sehr interessieren, ob der Brief auch so verschnörkelt geschrieben war, und auch Schreibfehler enthielt, wie die Adresse (Chorurgische Klinik soll wohl Chirurgische Klinik heißen). Egal wie, ich bin mir sicher, dass sich die Pfelgerin Resi Scholz in Innsbruck über diesen Brief gefreut hat!.
Aber warum Briefmarken mit der Bezeichnung Deutschösterreich? Gab es diesen Staat überhaupt? Ja! Nach der Auflösung des österreichischen Vielvölkerstaates entstand 1918 aus einem Großteil der deutschsprachigen Gebiete des ehemaligen Kaiserreichs ein demokratischer Staat, der sich Republik Deutschösterreich bezeichnete. Bei der Gründung wurde aber die Rechnung ohne die Siegermächte gemacht. Im Vertrag von Saint-Germain mussten die Österreicher im Herbst 1919 zustimmen, dass ihr Staatsname nun Republik Österreich ist, der entgegen ihren Wünschen volle Souveränität gegenüber der deutschen Republik hatte, und kein Rechtsnachfolger des kaiserlichen Österreichs darstellte. In diesem Vertrag wurden letztendlich auch die Grenzen des heutigen Österreichs festgelegt, u.a. die Trennung von dem heutigen Südtirol.
Und wenn noch jemand etwas zu den „Deutschösterreichischen“ Marken wissen will: Die Briefmarkenserie Deutschösterreich bestand von 1919 bis 1924. 1919 wurde noch auf den Marken der k.u.k. Monarchie ein Stempelaufdruck „Deutschösterreich“ verwendet. Ab 1920/21 wurden dann die hauptsächlich von J.F. Renner entworfenen Marken mit der Aufschrift „Deutschösterreich“ verwendet. Die Motive der Marken waren der österreichische Adler, das Posthorn, ein knieender Mann und das Parlamentsgebäude von Wien. Sie wiesen eine hohe Variation an Farben und Zähnungen auf, wurden auch auf unterschiedlichem Papier gedruckt. Nachdem die Republik Deutschösterreich gescheitert war, wurden die nächsten Marken 1922 mit dem Aufdruck Österreich verausgabt.