Diese Woche habe ich mich mal im Internet umgesehen, wo denn verschiedenste Philatelisten die Zukunft der Philatelie sehen. Es gibt viele (inkl. nun mir selbst), die dazu ihre Meinung abgeben. Mich hat jedoch ein APS Stamp Chat beeindruckt, in welchem auch eine Bestandsaufnahme gemacht wurde (siehe Tabelle). Bestandsaufnahme dahingehend was einen traditionellen Philatelistenverein von einem Modell der Zukunft unterscheiden könnte, oder teils auch schon tut. Diese Gegenüberstellung ist sehr hilfreich, um zu sehen, wo der eigene Verein steht, und wo er eventuell noch ausbaufähig ist.
Ich möchte hier aber betonen, es sind keine zwei Modelle, die sich konträr gegenüber stehen sollten. Im Gegenteil: sie sollen sich ergänzen! Der Wert der gegenwärtigen digitalen Medien – auf welche die moderne Philatelie viel setzt – ist offensichtlich, aber ist definitv nicht alles was die Zukunft der Philatelie ausmacht.
Die traditionelle Art und Weise, einen Club zu führen und Informationen auszutauschen, ist in hohem Maße eine Funktion einer bestimmten Generation, so dass die Umstellung auf neue Medien im Hinblick auf die Kommunikation mit neuen Generationen von Sammlern schwierig sein kann. Aber auch „neue“ Sammler können nicht umhin, anzuerkennen, dass wir alle für unser Wissen auf die Arbeit unserer Vorgängergenerationen angewiesen sind. Nur Menschen können uns ihr Wissen weitergeben. Und oft ist es nur das direkte Gespräch, welches nicht durch das Internet ersetzt werden kann. Das ist übrigens nicht nur in der Philatelie so, sondern fast überall im Leben, wie z.B. auch in der Wissenschaft oder in anderen Vereinen. Daher: traditionelle Treffen und auch Ausstellungen können nicht komplett durch die neuen Formen der Kommunikation ersetzt werden, da diesen oft der soziale Aspekt fehlt. Ein Plausch beim Glas Wein über die schönsten Belege und Briefmarken, oder auch nur über die neuesten lokalen Geschehnisse, kann die virtuelle Plattform nicht ersezten. Aber eben, wir müssen uns auch auf die neuen Formen einstellen und diese nutzen. Mit der Zeit gehen, ohne die Tradition zu vergessen!
Eine Vorteil, den diese Art der philatelistischen Zusammenschlüsse bietet, ist, dass diese Plattformen Freigeistern eine Plattform bietet, die sich nicht in die etablierten Organisationen einfügen wollen oder auch können. Laut Umfragen gibt es derer doch viele. Viele Philatelisten scheinen nicht organisiert zu sein. Oft sind sie das nicht, weil sie durch die leider schon sehr verkrusteten und oft innovationsresistenten Strukturen abgeschreckt werden. Auf der sich immer wandelnden freien Plattform des Internets ist man freier, und kann sich dennoch austauschen.
Auch für länderübergreifende und regionenübergreifende Zusammenschlüsse oder auch Vereine ist die Einbeziehung von den neuen Möglichkeiten – wie virtuelle Vorträge – ein Zugewinn. Das konnten schon unsere Freunde des Int. Briefmarkenvereins Rosenegg mit ihren nun regelmäßigen virtuellen Vorträgen erfahren. Als Zuhörerschaft finden sich dort Personen aus 4-5 Ländern aus drei verschiedenen Vereinen. Aber auch Nicht-philatelisten, die durch Themen von allgemeinem Interesse sind angesprochen werden. Dies kann ein Vorteil beim Verbreiten von der Freude an der Philatelie sein. Auch wenn diese Zuhörer dann vielleicht nicht selber
sammeln, sie sehen jedoch, dass Philatelie auch einfach (man benötigt für diese Art der Philatelie nicht besonders viel Fachwissen), länderübergreifend, interessenumspannend und freundschaftstiftend sein kann.
Daher bin ich davon überzeugt, die schon im Magazin für Briefmarken-Sammler am 1. Juli 1863 gestellte Frage: „Hat das Briefmarken sammeln überhaupt noch eine Zukunft?“ auch heute mit JA beantworten zu können. Insbesondere, wenn wir es schaffen durch die neuen Medien Menschen zu gewinnen, die auch Briefmarken und die Philatelie lieben, auch wenn sie sich erst mal nicht organisieren wollen.