In Rumänien wurde im Juni 2022 eine Serie von Briefmarken verausgabt, die invasive Pflanzen in Europa zum Thema hat. Invasive Arten sind Arten, die mit ihrer Ausbreitung in von ihnen ursprünglich nicht besiedelte Lebensräume, die dort heimische Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können. Heißt also: eine invasive Art in Europa ist nicht unbedingt eine invasive Art in Amerika.
Ein Beispiel einer solchen invasiven Art – welche auch Neophyten genannt werden – ist der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum Sommier & Levier, .). Der bis zu 3 m hohe Doldenblütler stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und ist in Europa und Nordamerika seit 2017 ein „offizieller“ (= er steht auf der Liste der invasiven Arten der Europäischen Union) invasiver Neophyt. In der Schweiz hat er diesen Status seit 2019. Es wird allgemein angenommen, dass die Art große Teile Nordwest-Europas im 19. Jahrhundert erreichte und noch im 21. Jhdt. wegen seiner großen attraktiven Blütenstände in Gärten und Parks angepflanzt wurde.
Zur mitteleuropäischen Ausbreitung des Riesen-Bärenklau hat wesentlich beigetragen, dass der Pflanze ein wirtschaftlicher Nutzen unterstellt wurde. So z.B. als Futterpflanze für Bienen, bis man feststellte, dass die auf dem Riesenbärenklau herumschwirrenden Bienen eigentlich Schwebfliegen sind. Auch in der Waldwirtschaft wurde er angepflanzt – zur Befestigung von Böschungen und als Deckung für Wild.
Inzwischen wird aber gerade das Wachstum an Böschungen als Gefährdung angesehen. Anders als der Wurzelfilz einer geschlossenen Grasnarbe haben die Wurzeln des Riesenbärenklaus keine böschungsbefestigende Wirkung. Hinzu kommt, dass im Schatten der großen Blätter dieser Pflanze der Graswuchs abstirbt. Diese Verschattung führt auch zu einer Abnahme der Artenvielfalt an den Riesenbärenklaustandorten. Als Fraßpflanze für Weidevieh fällt er auch aus, sodass es zu Ertragsverlusten kommen kann, wenn er auf Wiesen wächst. Jedoch wird der vom Riesenbärenklau ausgehende ökologische Schaden möglicherweise überschätzt und sein Status als problematischer Neophyt resultiert aus seiner Größe und aus den von ihm ausgehenden gesundheitlichen Risiken.
Denn in und auf der gesamten Pflanze sind Furocumarine enthalten, die nach Hautkontakt bei anschließender Bestrahlung durch Sonnenlicht, also um mehrere Stunden oder Tage verzögert, phototoxische Reaktionen hervorrufen. Eine kurze Berührung oder auch nur der längere Aufenthalt in der Nähe des Riesenbärenklaus (die Furocumarine werden von der Pflanze auch in die Umgebung abgegeben) reichen bereits aus. Die Reaktionen zeigen sich in Rötungen, Hautentzündungen, Reizungen und in schlimmen Fällen in einer schmerzhaften Blasenbildung. Diese sind ähnlich von Verbrennungen ersten bis zweiten Grades und können wochenlang anhaltende nässende Wunden verursachen, welche sogar einen Krankenhausaufenthalt erfordern können. Man sollte sich also bei Kontakt anschließend gründlich waschen, evtl. auch Spiritus verwenden, und in den Folgetagen Sonnenlicht vermeiden.
Interessant fand ich noch, dass der Riesenbärenklau auch von der Rockband Genesis erwähnt wurde, nämlich in deren Lied „The Return of the Giant Hogweed“. Er wird dort als echte Gefahr dargestellt und man soll „[…] turn and run, nothing can stop them, around every river and canal their power is growing […]“ (in deutsch: „[…] kehr um und lauf, nichts kann sie aufhalten, an jedem Fluss und Kanal wächst ihre Macht […]“).