Es wird wieder Sommer. Eines der schönen Dinge im Sommer ist, dass man auch in der Stadt draussen sitzen kann, um gemütlich einen Kaffee oder ein Eis zu schlürfen. Und was gibt es Schöneres, als dabei noch Musik zu hören? Nicht über Kopfhörer aus dem Smartphone und von der bestens bekannten Favoritenliste. Nein! Stattdessen Live-Musik und eben auch Musik, die man sonst nicht hört. Es ist die Zeit der Straßenmusiker. Und zu einem bunten Straßenbild im Sommer gehören sie einfach dazu.
Straßenmusiker gibt es mindestens seit der frühen Antike. Auch in den nördlichen Kulturen waren sie bekannt. So z.B. die keltischen Barden. Und wer kennt nicht Troubadix, auch wenn der nur sehr selten zum Singen kam….. Ähnlich wie ihm muß es inzwischen auch den heutigen Straßenmusiker ergehen. In vielen Städten dürfen sie nur noch mit hochoffizieller amtlicher Genehmigung (natürlich nur gegen „Cash“) spielen und in anderen – wie der bayrischen Hauptstadt München – nur noch nach einem Probesingen auf dem Amt. Sehr schwer haben es Blechbläser (Trompeter, Horn usw.): die Stadtoberen wissen, wie geräuschempfindlich das Einkaufspublikum sein kann….., oder sind es nur einzelne Personen, die sich beschweren?
Ob Straßenmusikanten, die später zu Weltstars wurden, auch schon diese Bürokratie über sich ergehen lassen mussten? Was hätten wohl Rod Stewart, Paul Simon, R. Kelly, Madeleine Peyroux, Hank Williams, Steve Coleman, Cathy Kelly, Wolfgang Ambros, B.B. King und viele mehr wohl dazu gesagt? Alle haben sie als Straßenmusiker angefangen….
Auch heute noch werden so Stars gemacht, obwohl heutzutage der Weg zumeist erstmal über Clips des eigenen Auftritts in Youtube – also „Social Media“ geht. Siehe Justin Bieber oder Ed Sheeran.
Aber was treibt Straßenmusiker auf die Straße? Oft sind es junge Leute, die sich mit der Straßenmusik die Kosten einer Reise und der Verpflegung decken. Und wer hat nicht schon die virtuosen Straßenmusikanten aus den Ländern Osteuropas. Musikstudenten (einzeln oder als Band), die die Straßenmusik regelmäßig nutzen zur Finanzierung ihres Musikstudiums.
Gerade diese – aber auch hiesige Musikstudenten – nutzen die Straßenmusik auch dazu, um größere Fertigkeit an ihrem Instrument zu erlangen. Das sind dann wunderschöne Momente in der Straße beim Einkauf. Klagende Saxophonklänge schweben durch die Straßen, oder ein virtuose gespieltes Akkordeon erzeugt Klänge, dass es einem schwindelig wird. Da bleibt man gerne stehen!
Aber auch die Politik darf bei der Straßenmusik nicht fehlen. Gerade in den 70iger und 80iger Jahren waren viele Liedermacher auf der Straße, um mit ihren „politischen Liedern“ eine Gegenöffentlichkeit für gesellschaftskritische Inhalte zu schaffen und gegebenenfalls auch bei Demonstrationen und Streiks mitzuwirken. Eine friedliche und schöne Art einen Beitrag zu sozialen Bewegungen und basisdemokratischer Auseinandersetzung mit politischen Gegebenheiten zu tätigen. Vielleicht sollte man so auch heute noch Kundgebungen begleiten, dann wäre das alles etwas leichter…… Auch mal eine der bekannten Schülerdemonstrationen (FFF) mit selbstgemachter Musik begleiten. Wieso nicht? Vielleicht sogar mit den einfachen Liedern von damals, die auch heute wieder aktuell sind? Wie z.B. „Karl der Käfer„ von der Band Gänsehaut. Auch wir wollten schon die Welt verändern, auch wenn´s manchmal nicht schön klang :-).
Und man glaubt es kaum: auch bei der Musik auf der Straße gibt es eine Hierarchie. Künstler mit weniger hohem Niveau werden zumeist nicht Straßenmusiker sondern Straßenmusikanten genannt. Ein typischer Straßenmusikant früherer Jahrzehnte war der Drehorgel-Spieler (Österr. „Werkelmann“). Und gerade denke ich: die ganze Hierarchie kann mich mal, ich höre gerade einem Straßenmusikanten zu und finde es schön, denn was kann er wunderbar? Er bringt die Leute zum Mitsingen, und was gibt es Schöneres als eine spontane Musicjam mit lauter Fremden/Freunden?