Keine Weihnachtszeit ohne Glühwein. Das Heißgetränk (alkoholisch oder nicht-alkoholisch) ist sehr beliebt. Mit ziemlicher Sicherheit nicht nur, weil es an kalten Tagen wärmt, sondern auch aufgrund seines Gewürzeinsatzes. Ein paar dieser Gewürze, die zumindest in meinem Glühwein nicht fehlen dürfen, sind folgende:
Nelken sind eine der wichtigsten Zutaten. Das Nelkenöl Eugenol hat eine lange Tradition als Mittel gegen Zahnschmerzen: Es wirkt leicht betäubend und außerdem antibakteriell. Zu Weihnachten kommt es allerdings eher wegen seines charakteristischen Geruchs zum Einsatz. Solche Aromastoffe sind zugleich auch der Grund, weshalb man Glühwein nicht heißer als etwa 70 Grad Celsius werden lassen sollte: Eugenol, aber auch Zimtaldehyd und viele andere wohlriechende Chemikalien sind oxidationsempfindlich und bilden dann meist bittere Substanzen.
Orangen und andere Zitrusfrüchte enthalten nicht nur Vitamin C, sondern darüber hinaus eine ganze Reihe Geschmacks- und Duftstoffe. Ihre Schalen sind besonders reich an R-(+)-Limonen, das nicht nur intensiv nach Orange riecht, sondern technisch auch zusammen mit seinem Enantiomer S-(-)-Limonen als biologischer Lackverdünner zum Einsatz kommt. Wenn man Orangenschalen in Glühwein wirft, breitet sich von ihnen ein schillernder Film aus, der hauptsächlich eben aus Limonen besteht.
Zimt ist ein weiterer essenzieller Bestandteil des Glühweins. Sein Aroma stammt vom Zimtaldehyd, das etwa 90 Prozent des in der Zimtstange enthaltenen Öls ausmacht. Die Zimtstange ist quasi die mittlere Schicht der Rinde des Zimtbaums, die sich nach der Ernte zu einer Röhre zusammenrollt. Zimtaldehyd selbst riecht und schmeckt nicht nur gut, sondern wirkt in hohen Dosen auch antimikrobiell.
Ein weiteres Weihnachtsgewürz ist die Vanille samt dem Duftstoff Vanillin – dem mengenmäßig bedeutendsten Aromastoff der Welt. Daneben spielt der Aromat auch in der Arzneimittelherstellung und der medizinischen Analytik eine Rolle. Nur ein winziger Teil des Vanillins stammt dabei aus echten Vanilleschoten. Der Rest ist ein Abfallstoff der Zellstoffherstellung: Bei der fällt sehr viel vom Holzinhaltsstoff Lignin an, aus dem man mit Hilfe von Laugen und Oxidationsmitteln unter anderem Vanillin, aber auch verwandte Stoffe gewinnt. Weniger weihnachtlich: Die japanische Chemikerin Mayu Yamamoto gewann 2007 den alternativen Nobelpreis für den Nachweis, dass man Vanillin auch aus Kuhfladen gewinnen kann.
Kardamom, auch Kardamon genannt, ist neben dem Safran und der Vanille eines der teuersten Gewürze weltweit. Die zwei Sorten „grüner“ und „schwarzer“ Kardamom werden regional unterschiedlich zum Würzen verwendet und haben positive Effekte auf die Gesundheit. Vor allem bei Leiden des Magen-Darm-Traktes verschafft der Verzehr Abhilfe. Die alten Ägypter kauten die Samen, um den Atem zu erfrischen und die Zähne zu weißen. Die Samen des grünen Kardamoms enthalten ein ätherisches Öl, welches aus insgesamt 120 Einzelkomponenten besteht. Die beiden Hauptbestandteile sind das alpha-Terpinylacetat und das Cineol.
Anis ist eines der ältesten Gewürz- und Heilkräuter. Bereits im 16. Jahrhundert v. Chr. würzten Kreter Wein mit Anis und Pythagoras schätzte mit Anis gewürztes Brot als Delikatesse. In unseren Breiten wurde Anis schließlich ab dem Mittelalter von Mönchen und Nonnen in Kloster-Kräutergärten angebaut. Für Weihnachtsschleckereien verwendet man aber eher den dekorativen Sternanis. Dessen Früchte schmecken süßlich, blumig und mild. Das ätherische Öl des Anis besteht zu 95 % aus Anethol.