August 2022 – Warum hören meine Kinder nicht mehr zu?

Kinder mit eltern

An diese schönen Zeiten erinnern sich die Eltern gern. Vater und Mutter als Vertrauensperson und Spielgefährten

Eine mögliche Antwort auf diese Frage, die viele Eltern umtreibt, liefert möglicherweise ein am  28. April im Journal of Neuroscience erschienener Artikel von Wissenschaftlern der Standford University. 

In ihrer Arbeit berichten sie darüber, dass sie Gehirne von 7- bis 16-Jährigen in einem Computertomographen gescannt haben, während sie die Stimmen ihrer Mütter oder fremder Frauen hörten. Dabei haben sie die Regionen des Gehirns kartiert, die besonders stark auf diesen Reiz ansprechen. Um sicher zu gehen, dass es nur die Stimme und nicht irgendein Inhalt des Gesprochenen ist, auf was die Gehirne ansprechen, waren die Wörter Kauderwelsch: teebudieshawlt, keebudieshawlt und peebudieshawlt. 

MRI

Mittels MRI können Aktivitäten im Gehirn nachgewiesen werden.

Dass allein die Stimme der Mutter einen starken Einfluss auf junge Mädchen haben kann, wurde bereits 2011 gezeigt.  Wenn gestresste Mädchen die Stimmen ihrer Mütter am Telefon hörten, sanken die Stresshormone der Mädchen. Dabei war es egal, was die Mutter sagte, die Texte waren irrelevant.

In der nun veröffentlichten Studie zeigen die Ergebnisse von pubertierenden „Kindern“ genau das Gegenteil zu den von denselben Forschern erlangten Ergebnissen an 7- bis 12-jährigen Kindern. In dieser jüngeren Gruppe reagieren die Bereiche des Gehirns, die mit dem Erkennen von Belohnungen und der Aufmerksamkeit zu tun haben, stärker auf die Stimme der Mutter als auf die Stimme einer unbekannten Frau. In der Pubertät ist es nun genau anders herum. Nicht, dass gar nicht mehr auf die Mutter gehört wird, aber jetzt erregen die fremden Stimmen mehr Aufmerksamtkeit.

Jugendkultur

… und im Teenageralter? Mutter/Vater wird nicht mehr zugehört, andere Ansprechpartner sind wichtiger und eine eigene Kultur – oft unverständlich für die Eltern – wird entwickelt.

Dies ist wohl ein normaler biologischer Vorgang und hat etwas mit unserer Entwicklung zu tun, so die Forscher. Wenn wir älter und reifer werden, lösen wir uns von unseren Eltern, und unser Überleben hängt immer weniger von der elterlichen Unterstützung ab, aber immer mehr von unseren Gruppenzugehörigkeiten zu Gleichaltrigen. Möglicherweise spiegeln diese Änderungen in unserem Gehirn die neuen Bedürfnisse wieder, die mit der Zeit und der Erfahrung wachsen.

Ob es bei jedem Teenager so ist, mag dahingestellt sein, aber diese Erkenntnis hilft vielleicht so manchem gestressten Eltern-Teenager-Paar über diese schwierige Zeit zu gelangen. Es ist wie es ist! Und es ist von der Natur so gewollt!

Quelle: D. Abrams et al. Journal of Neuroscience. Published online April 28, 2022. doi: 10.1523/JNEUROSCI.2018-21.2022.