April 2020 – Hätten wir es besser wissen können?

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Der Kampf gegen Infektionskrankheiten gleicht einer Sisyphos-Aufgabe: Kaum hat die Medizin ein Heilmittel gegen einen Erreger gefunden, taucht irgendwo eine neue, unbekannte Seuche auf, gegen die wir nicht gewappnet sind. Das sind dann die sogenannten „Emerging Diseaes“, wie zur Zeit gerade Covid-19 verursacht durch ein Coronavirus, das SARS-Cov-2.

Am Rand einer solchen Pandemie standen wir in den letzten Jahren schon oft, nur ist es für uns hier in Europe immer weniger schlimm von statten gegangen. Man denke nur an SARS und MERS, Ebola bis hin zum Zika-Virus. Auch beim Grippevirus entstehen durch Mutationen der Viren immer neue, gefährliche Stämme.

Portugal 1968

Dass eine neue Pandemie kommen würde, war nur eine Frage der Zeit. Bereits im Jahr 2015 warnte die Weltgesundheitsorganisation vor einer möglichen Pandemie bedingt durch Coronaviren, aber sehr spezifisch durch SARS und MERS. Dass ein neues Coronavirus wie jetzt das SARS-Cov-2 auftauchen und Pandemien verursachen könnte, wurde jedoch auch schon erwähnt und eindringlich auf die Notwendigkeit eines existenten Plans zur Abwehr einer solchen Bedrohung hingewiesen.

Woher diese neu auftauchenden Seuchen kommen und wann eine Pandemie droht, wird weltweit intensiv erforscht. Eigentlich ist das Auftauchen solcher neuer Krankheitserreger etwas Naturgegebenes, denn dass ein Virus zu einer Bedrohung für die Menschheit wird, gibt es schon seit Jahrtausenden.

Deutschland 1999

Island 2005

Das größte Reservoir neuer Krankheitserreger verbirgt sich im Tierreich. 60 bis 75 Prozent aller „Emerging Diseases“ wurden und werden von Erregern ausgelöst, die von einem Tier auf uns Menschen überspringen. Solche Zoonosen entstehen vor allem dort, wo Mensch und Tier in engem Kontakt beieinander leben, oder Menschen in neue Biotope vordringen. Aber auch die Jagd auf Wildtiere und der Verzehr von nicht ausreichend durchgegartem „Bushmeat“ können die Infektion mit einem Tierpathogen erleichtern. Ganz weit vorne als Reservoir für „neue“ auf den Menschen überspringende Viren stehen Fledermäuse und Nagetiere.

Durch Veränderungen in der Erbsubstanz können Viren für den Menschen gefährlich werden

Jedoch, auch wenn die Mehrzahl aller neuen Seuchen aus Tieren stammt – längst nicht jedes Tiervirus oder Tierbakterium schafft den Sprung zum Menschen. Denn um zum Humanpathogen zu werden, muss ein Erreger zwei große Hürden überwinden. Er muss sich in uns vermehren können und die Fähigkeit erlangen, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden. Genau das hat das neue Coronavirus geschafft.

Nicht immer droht die Gefahr neuer Seuchen vom Tier. Auch ein bereits lange in uns Menschen etablierter Keim kann sich plötzlich und unerwartet zu einem potenziell tödlichen Erreger wandeln. Oft geschieht dies durch Mutationen oder die Kreuzung verschiedener Erregerstämme, aber auch „menschengemachte“ neue Erregervarianten durch Resistenzbildung gegen Antibiotika und andere Medikamente sind keine Seltenheit (siehe Februar Beitrag).

Nevis 2000 – die Pest trifft Österreich und Deutschland

Aber was tun? DAS Charakteristikum einer „Emerging Disease“ ist, dass es eine neue Krankheit ist, und es daher noch keine Behandlungsstrategien gibt. Daher bleibt zu Beginn oft nur die Maßnahme der Quarantäne, eine Maßnahme, die intuitiv schon vor Jahrhunderten für die damals neuen „Emerging Diseases“ wie Pest und Pocken angewandt wurde. Damals hatte man aber auch mehr Zeit sich auf die Krankheitswelle vorzubereiten, denn die weltweite Ausbreitung von Seuchen hängt unmittelbar mit unserer „Reisegeschwindigkeit“ zusammen. Von China zu uns damals Wochen und Monate, heute mit dem Flugzeug 1 Tag! Auch das macht heutzutage Emerging Diseases so gefährlich. Wir haben uns selbst die Zeit genommen, uns auf die Krankheiten vorzubereiten. Diese Vorbereitung muss jetzt stattfinden, wenn die Krankheit schon hier ist.

In 1 Tag rund um die Welt! Das gilt auch für das Virus!

 

Daher ist jetzt im Falle von Corona das „Socical Distancing“ so wichtig. Wenn wir die Krankheit schon hier haben, es noch keine Medikamente oder sonstige medizinische Hilfsmittel gegen die Krankheit gibt, können wir uns und andere „nur“ mit diesen „altbewährten“ Methoden schützen. Solange bis die Seuche sich „totläuft“ oder die Forschung neue Medikamente / Impfungen generiert hat.

Quelle: https://www.scinexx.de/dossier/wann-kommt-die-naechste-pandemie/ (12.4.2020)