Mai 2021 – Wie geriet die Hindenburg in Brand?

Hindenburgbeleg

„angebrannte“ Postkarte von der Unglücksfahrt 1937

Sie gehören zu den begehrtesten philatelistischen Belegen auf der Welt. Die ca. 400 Briefe und Postkarten, die den Absturz des Luftschiffes „Hindenburg“ (LZ129) in Lakehurst am 6. Mai 1937 mehr oder minder beschädigt „überlebt“ haben. Bei der Landung brach am Heck des Zeppelins ein Wasserstofffeuer aus, das sich rasend schnell ausbreitete. Sekunden später sackte er ab und sank brennend zu Boden. 35 der 97 Menschen an Bord des Luftschiffs starben – teils im Feuer, teils beim Sprung aus dem brennenden Wrack. Aber wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Eigentlich alles klar, denkt man: der aus einem Leck am Heck austretende Wasserstoff hat sich entzündet. Ja stimmt, aber was hat ihn angezündet? Das war lange unklar, und erst jetzt hat sich wieder ein Puzzlestein eingefügt.

Wasserstoff

Der Wasserstoff des Luftschiffs entzündete sich

Gewitter

Das Gewitter „lud“ die Außenhülle des Zeppelins auf.

Ursprünglich dachte man, dass die Dieselmotoren des Luftschiffs Funken erzeugt haben könnten, die dann den aus einem Leck am Heck austretenden Wasserstoff entzündeten. Auch ein Akt der Sabotage wurde nicht ausgeschlossen. Dies konnte alles nicht wirklich bestätigt werden und inzwischen geht man davon aus, dass die elektrisch geladenen Gewitterwolken über Lakehurst eine entscheidende Rolle spielten. Diese luden die Außenhülle des Zeppelins auf und als das Landeseil des Zeppelins den Boden berührte kam es zu einer abrupten Entladung, die den Wasserstoff entzündete. So die bisher akzeptierte Version.

LZ 129

Luftpostmarken mit der LZ 129

Jetzt hat aber ein amerikanischer Forscher die Außenhülle des Zeppelins im Labor nachgebaut und kam dabei zu interessanten neuen Erkenntnissen. Die Außenhülle bestand aus Baumwoll- und Leinenbahnen, die zur Imprägnierung mehrfach mit Schichten von Cellon, einer schwer brennbaren Mischung aus Zelluloseacetat und Kampher bestrichen waren. Um die Hülle reflektierend zu machen und ein Aufheizen durch die Sonne zu vermeiden, enthielt diese Mischung zusätzlich Aluminiumflocken. Wichtig ist jetzt jedoch, dass diese mit Schnüren am Aluminiumgerüst des Zeppelins befestigt war und der direkte Kontakt zwischen Hülle und Rahmen durch hölzerne Zwischenstücke unterbunden wurde, damit keine Funken entstehen können.

Luftschiff LZ 129

Abstürzende Hindenburg – man beachte das Landeseil am Bug und das ausbrechende Feuer am Heck

Als der Forscher nun dieses Modell soweit unter Spannung setzte, wie es bei der gewittrigen Stimmung in Lakehurst zu erwarten gewesen wäre, gab es viele kleine Entladungen, diese konnten aber nie und nimmer die Ursache für das Feuer gewesen sein. Die Entladungen mussten stärker sein – energiereiche lokale Funken. Diese entstanden auch, als das Modell mit Wasser besprüht wurde. Beschleunigt wurde das Ganze noch durch den Bodenkontakt des Ankerseils im Modell. Sofort sprangen die Funken! Betonung auf sofort. Die Hindenburg ging aber erst 4 min nach Bodenkontakt des Ankerseils in Flammen auf. Zudem begann sie am Heck zu brennen und das Ankerseil befand sich am Bug. Irgendwas stimmt nicht ganz mit dieser Erklärung.

Kondensatoren

Die Außenhülle lud sich positiv auf, der Rahmen wurde negativ – so entstand eine Art Kondensator ……

Funken

…. der sich in Funken entlud.

Das fehlende Puzzleteil lieferte jetzt der Forscher: Wie er feststellte, erhielt die Hülle des Zeppelins durch die elektrostatische Aufladung in den Wolken eine positive Ladung. Als dann aber das mit dem Gerüst verbundene Ankerseil den Boden berührte, verlieh dies dem Rahmen eine negative Ladung. Weil Hülle und Gerüst durch die Holzstücke voneinander isoliert waren, entstand ein sich immer stärker aufladendes elektrisches Feld – wie in einem Kondensator. Überall dort, wo sich nun Hülle und Rahmen relativ nahekamen, müssen sich diese Ladungsunterschiede aufgeschaukelt haben – als wäre der Zeppelin mit hunderten Kondensatoren übersät. Berechnungen nach muss es ziemlich genau vier Minuten gedauert haben, um einen Kondensator in der Größe des Zeppelins aufzuladen. So konnten Funken entlang des gesamten Luftschiffs entstehen und leider halt auch dort, wo das Wasserstoffleck war.

Ketten

Eine Verkettung unabhängiger Ereignisse führte zur Katastrophe.

So begann im Mai vor 84 Jahren die Katastrophe als Ergebnis einer Verkettung von unglücklichen Umständen: das Zusammentreffen von ungünstigem Wetter mit einem gut gemeinten Design – die Holzisolierung zwischen Hülle und Rahmen, die wohl im Endeffekt in dieser Konstellation genau das Gegenteil von dem bewirkte was sie verhindern sollte.

https://xxwww.scinexx.de/news/technik/raetsel-der-hindenburg-geloest/

https://www.felzmann.de/zeppelinpost.aspx