Dieses Mal sind die Neuheiten geteilt, da ich als Biologin, ob der schönen neuen Dauermarkenserie nicht umhinkam, gerade zu diesen Briefmarken etwas mehr über Eigenheiten der abgebildeten Tiere zu schreiben. Die eingefleischten Philatelisten mögen mir dies verzeihen……
Das Saminatal ist ein im liechtensteinischen Berggebiet (950–1300 m ü.M.) sowie im angrenzenden Vorarlberg (Gemeinde Frastanz) gelegenes, von der Samina durchflossenes Tal. Besonderen Tieren aus diesem wildromantischen Tal sind die neuen nicht nur schönen, aber auch informativen selbstklebenden Dauermarken der Liechtensteinischen Post entworfen von Christine Böhmwalder, gewidmet. Die abgebildeten Illustrationen ähneln Skizzen aus alten Lehrbüchern und zeigen entweder Details der abgebildeten Tierarten oder deren Entwicklungsstufen. Auf der höchsten Wertstufe hat sich ein Fehler eingeschlichen, der vielleicht die Marke für Sammler mal interessant machen könnte….. (siehe unten).
Auf der niedrigsten Wertstufe (CHF 0,90) ist der Alpensalamander (Salamandra atra) abgebildet. Er ist eine schwarz gefärbte, landlebende Art der Schwanzlurche. Eine herausragende Besonderheit dieser Art ist ihre Fortpflanzung. Sie pflanzt sich vivipar fort – sprich das Weibchen gebärt lebende Junge. Sie selber ist zwischen 12 – 15 cm lang, die Neugeborenen 4 cm. Nur ein befruchtetes Ei entwickelt sich in der Mutter pro Uteri (2 insgesamt) weiter. Der aus der Eihülle geschlüpfte Embryo ernährt sich, sobald er anatomisch dazu in der Lage ist, aktiv von den restlichen Eiern. Die Larven besitzen große, rote Kiemen – vergleichbar anderen, frei im Wasser aufwachsenden Schwanzlurchlarven –, die sie aber vor dem Geburtsvorgang rückbilden und durch Lungen ersetzen. Als einziger mitteleuropäischer Lurch kann der Alpensalamander daher unabhängig von Oberflächengewässern existieren – eine Anpassung an die häufig wasserarmen Lebensbedingungen im Hochgebirge. Insgesamt beträgt die Tragzeit ca. 2 Jahre. Man vermutet, dass diese in höheren Lagen bis zu 5 Jahren oder noch länger dauern kann. Der Alpensalamander dürfte also die längste Tragzeit aller Wirbeltiere aufweisen. Diese lange Reproduktionszeit ist nur möglich, da er sehr wenige Fressfeinde hat. Dies beruht auf der Ausscheidung eines giftigen Hautsekrets. Außerdem gehen sie in eine Drohstellung, bei der sie den Kopf anheben und nach hinten abknicken. Eine Haltung, die auch auf der Briefmarke zu sehen ist.
Die nächste Wertstufe (CHF 1,10) zeigt die Kiesbankameise – Formica selysi. Sie ist ebenfalls eine bedrohte Art und lebt – wie ihr Name schon sagt – an Flüssen, auf Kiesbänken. Was aber machen diese Ameisen, wenn die Kiesbank überflutet wird? Sie bauen ein Floss – ein Floss aus lebenden Ameisen. So evakuieren sie ihre ganze Kolonie. Auf diesem Floss hat jede Ameise ihren festen Platz – an den sie sich auch noch bei einem zweiten Notfall erinnert. Die Tiere verhaken sich dabei mit ihren Hinterbeinen und den Mundwerkzeugen ineinander. In die Mitte von mehreren Schichten kommt die Königin und falls Brut vorhanden, kommt die nach ganz unten, da sie einen höheren Auftrieb aufweist. So treibt die ganze Kolonie ans rettende trockene Ufer.
Auf der nächsten Wertstufe (CHF 1,80) ist der Rindenschröter (Ceruchus chrysomelinus). Die Art ist der einzige Vertreter ihrer Gattung in Mitteleuropa und gehört hier auch zu den hochgefährdeten Arten. Die Art zeigt den auf der Marke sehr schön dargestellten ausgeprägten Sexualdimorphismus. Die Larven entwickeln sich hauptsächlich in rotfaulem Totholz von Tannen und Fichten, seltener auch von Kiefern, Buchen und Birken.
Und zu guter Letzt ist da noch die zwittrige Felsenschnecke abgebildet auf der Wertstufe CHF 2,30. Auch sie gehört zu den gefährdeten Arten. Schön dargestellt ist das flache Gehäuse mit dem dunkelbraunen Band. Bei der Paarung schießen auch diese Tiere – wie ihre Verwandten die Weinbergschnecken – einen oder mehrere Liebespfeile ab. Diese Pfeile (die bis 1 cm lang sein können) werden in einem Pfeilbeutel bei geschlechtsreifen Tieren gebildet und abgeschossen, wenn der Körper der einen Schnecke die Genitalpore der anderen Schnecke berührt.
Es gibt kein Organ, das den Pfeil aufnimmt; dieser Vorgang ist eher mit einem Stich oder einem Pfeil- oder Flechetteschuss vergleichbar. Der Pfeil fliegt nicht durch die Luft, um sein Ziel zu erreichen, sondern wird als Kontaktschuss „abgefeuert“. Erst danach erfolgt dann die eigentliche Paarung – sprich der Spermienaustausch – unabhängig vom Abschießen des Liebespfeils. Unser anthropozentrische Sichtweise der Welt hat lange die Theorie befeuert, dass das Abschießen und Eindringen des Liebespfeils in den Partner der „sexuellen“ Stimulation dient. Inzwischen weiß man aber, dass dem nicht so ist. Dieses evolutionär alte Verhalten in einigen Schneckenarten hat zum Ziel, das Fortpflanzungssystem des Spermienempfängers (Partner) durch ein auf dem Liebespfeil vorhandenes hormonähnliches Sekret zu verändern. Durch dieses Hormon wird das Verdauungsorgan von Fremdspermien in der Schnecke verschlossen und der Kopulationskanal – der zum Spermienspeicher führt – wird geöffnet. Also ein Trick der Natur um die Chancen auf eine Vaterschaft zu erhöhen…..
Und wo ist jetzt der Fehler werden Sie sich fragen. Der liegt in dem lateinischen Namen der Schnecke. Dieser lautet nämlich Chilostoma cingulatum und nicht singulatum. Ein Fehler, der ob der wirklich schönen Serie eigentlich vernachlässigbar ist.
Ausgabe – Saminatalfauna
- Taxwert/Motiv
- CHF 0.90 Alpensalamander
- CHF 1.10 Kiesbankameise
- CHF 1.80 Rindenschröter
- CHF 2.30 Felsenschnecke
- Markenformat 32 x 38 mm
- Zähnung 12 ½ x 12 ¼
- Blattformat 146 x 208 mm
- Entwurf Christine Böhmwalder, Götzis
- Druck Offset 4-farbig CMYK
- Gutenberg AG, Schaan
- Papier Briefmarkenpapier FSC 110 g/m2, selbstklebend (wasserlöslich)
- Auflage Dauermarken