Januar 2022 – Ersttag 70 Jahre Thronbesteigung Johann II.

Ersttag 1928Der heutige Beleg des Monats ist ein eingeschriebener Nachnahmebrief aus Triesenberg (LI) nach Luzern. Frankiert ist der Brief mit einer 60 Rp Marke aus dem Jahr 1928. Das besondere daran ist nicht der Betrag von 33,30 sFr sondern, dass er am Tag der Ausgabe dieser Marke abgestempelt wurde, somit einen Ersttagsbrief darstellt.

 

 

Johann II Serie

 

Der Markensatz zu dem diese Marke gehörte wurde anläßlich des 70. Jahrestags der Thronbesteigung von Fürst Johann II. am 12. November 1858. Sie ist Teil eines Satzes von 8 Marken. Diese Marken wurden gestaltet von Eugen Verling (1891–1968) – Vaduz (FL), St. Gallen (CH), die Rappenmarken in der Buchdrucktechnik, die Frankenmarken im Stichtiefdruck. Die Marken waren 1 Jahr bis zum 12.11.1929 gültig.

 

Geschichte zum Beleg:

Fürst Johann II. übernahm er als 18-Jähriger 1858 die Regierung. Er absolvierte Studien an der Universität Bonn (1859) sowie in Brüssel und Paris (1860). Sein Erzieher und Reisebegleiter war der Sozialreformer Karl Freiherr von Vogelsang, der seine philanthropische Einstellung zu sozialen und humanitären Fragen nachhaltig prägte. Während dieser Zeit führte seine Mutter die Regierungsgeschäfte, von der er diese im Jahr 1860 übernahm (bis auf die Zeiten seiner Reisen). Er gab 1862 Liechtenstein eine konstitutionelle Verfassung, und 1921 die noch heute geltende Verfassung auf parlamentarisch-demokratischer Grundlage – auch wenn er letztere nicht aus eigenen Stücken vorangetrieben hatte.

Johann II 2012In seine Regierungszeit fallen grundlegende Reformen:

  • 1859 des Schulwesens, der Währung und des Strafrechts,
  • 1864 der Gemeindeverwaltung,
  • 1865 der Gewerbeordnung und der Steuergesetzgebung sowie 1869 des Armenwesens.
  • 1868 Aufhebung der Militärpflicht
  • 1911 schloss Liechtenstein einen Postvertrag mit Österreich
  • 1920 einen mit der Schweiz 
  • 1923 einen Zollanschlussvertrag mit der Schweiz und
  • 1924 die Übernahme der Schweizer Franken-Währung
Schenkung Johann II

Gemälde von Gerrit Dou (1613–1675), Schenkung von Fürst Johann II. von Liechtenstein an Vorgängerin der heutigen tschechischen Nationalgalerie

Letztere „Reformen“ begünstigten die wirtschaftliche Entwicklung Liechtensteins nach dem 1. Weltkrieg. Zudem zählte Johann II. zu den bedeutendsten Sammlern und Kunstmäzenen seiner Zeit. Er subventionierte auch verschiedene medizinische und historische Forschungen und war rege in der Renovierung und Erbauung von Burgen, Schlössern und Kirchen involviert.

Aufgrund seiner enormen sozialen Großzügigkeit und seinem Einsatz für die Modernisierung Liechtensteins erhielt er im Volk den Beinamen „der Gute“, obwohl er sich doch auch die Kritik gefallen lassen musste, sich nur selten in Liechtenstein sehen zu lassen.

Auch seine Tendenz, in politischen Fragen keine Stellung zu beziehen, wurde in seiner späteren Regierungszeit offensichtlich. So war er recht passiv in der Frage bezüglich der Enteignungsmassnahmen durch die Bodenreform in der Tschechoslowakei, in deren Zug das Haus Liechtenstein 1919–38 rund 50 % seines Gesamtbesitzes verlor.

Benedikt XV

Bendedikt XV suchte 1916 für sich einen Staat

Besonders deutlich wurde die Passivität jedoch in der Frage des Übernahme Liechtensteins durch den Heiligen Stuhl im Jahre 1916. Als tiefreligiöser Mensch hatte er anscheinend keine Probleme damit, das Fürstentum Liechtenstein dem Heiligen Vater als Kirchenstaat zu schenken. Nur durch die Ablehnung seines Bruders Franz (dem späteren Fürst Franz I., da Johann II. selbst unverheiratet und kinderlos blieb), der die Schenkung vehement ablehnte, konnte dies verhindert werden.