Januar 2020 – Kann ich meinem Gehirn glauben?

                                                       Der Mond erscheint umso größer, je näher er dem Horizont ist.

Jeden Tag lernt man etwas dazu. Bisher war ich der Meinung, dass die Tatsache, dass ich den Mond beim Aufgehen als besonders groß empfinde, etwas mit Lichtbrechung und Atmosphäre zu tun hat. Weit gefehlt. Der große romantische Mond am Anfang der Nacht ist nichts anderes als eine optische Illusion / Täuschung. Mein Gehirn gaukelt mir etwas vor. Wie genau es das schafft ist noch unklar. Eine wichtige Rolle spielt dabei aber die Erfahrung: Das Gehirn merkt sich ähnliche Objekte und ordnet sie zu. Aus Erfahrung weiß das Gehirn, dass Gegenstände, die sich in der Ferne befinden, logischerweise kleiner sind. Wenn der Mond also hinter den Bäumen aufgeht ist er nahe und somit groß. Wenn er sich am Firmament zwischen den Sternen befindet, ist er weit weg, und „muss“ somit kleiner sein.

Die Ebbinghaus Täuschung

Unser Gehirn schafft es, dass wir diesen Buchstabensalat lesen können!

Ähnliches geschieht bei der sogenannten Ebbinghaus Täuschung. Ein Kreis wird von einem Ring aus mehreren, untereinander gleich großen Kreisflächen umgeben. Sind die umgebenden Kreise klein erscheint der innere Kreis groß und umgekehrt. Stimmt aber nicht, der innere Kreis ist immer gleich groß. Auch hier werden wir wieder getäuscht. Interessanterweise lassen sich Kinder unter 7-8 Jahren aber nicht täuschen. Wohl deshalb, dass sie noch nicht Bilder in den Kontext eines größeren Bildes setzen können. Wohl auch ein Grund, weshalb der nebenstehende Buchstabensalat gelesen werden kann. Auch kulturell gibt es Unterschiede. Angehörige des afrikanischen Volksstammes der Himba lassen sich deutlich weniger von der Ebbinghaus-Figur täuschen als Europäer. Auch sie schauen scheinbar eher auf Bilddetails, als auf das große Ganze. Und nochmals ein Ergebniss, dass zeigt, dass der Kontext – die Erfahrung – eine wichtige Rolle bei diesen Täuschungen spielt. Auch Bilder in den Kreisen können eine Änderung in der Größenwahrnehmung bewirken. Hinzu kommt noch, dass negative Bildinhalte sogar eine Abschwächung der Täuschung verstärken.

Auf diesem Belgischen Block (2014) sind von links nach rechts folgende optische Täuschungen zu sehen: Seht ihr den Clown – wieviele Bleistifte seht ihr – tanzende Würfel – findet ihr das Profil – findet ihr die Zahl

UND: auch auf Briefmarken. Auch die Philatelie ist fasziniert von dieser Täuschung durch unser Gehirn. Leben wir in einer Gehirnmatrix? Was ist wahr? Ich sehe und nehme ja nicht einmal meine Umwelt korrekt wahr! Eigentlich beunruhigend, auf der anderen Seite: mein Gehirn will mir nur helfen in meiner Umwelt zurecht zu kommen…….

Und auch Deutschland ist von der optischen Täuschung fasziniert: im Jahr 2019 begann die Serie optische Täuschungen mit den untenstehenden Briefmarken – sind die Linien wirklich nicht gerade – und ein „unmöglicher“ Würfel.