Februar 2020 – Gehen Sie gerne ins Krankenhaus?

Bakterien und Viren

Pilz, der das Antibiotikum Penizillin produziert

Coronavirus in aller Munde – und immer wieder werde ich gefragt, hilft denn da kein Antibiotikum? Leider nein. Und wenn der Hausarzt eines verschreibt, ohne dass er sich sicher ist, dass ein Bakterium der Grund der Erkältung oder dessen verstärkten Symptomen ist, dann macht er etwas falsch. Denn u.a. die ungezügelte Anwendung von Antibiotika sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin hat zu einem der größten Probleme in der heutigen Gesundheitsversorgung geführt: der Antibiotikaresistenz. Von einer Antibiotikaresistenz spricht man, wenn Patienten auf ein Antibiotikum nicht reagieren, d.h. das Antibiotikum den Bakterien völlig schnuppe ist und von ihm unbeeindruckt sich weiter vermehren. Dass Bakterien diese sogenannten Resistenzen entwickeln, ist ein natürlicher Prozess und Teil der Evolution. Unter dem Druck überleben zu müssen, werden Bakterien, in denen eine zufällige Mutation das Überleben sichert, also in dem das Antibiotika seine Wirkung nicht entfalten kann, selektioniert. Diese mutierten Bakterien können sich nun trotz Antibiotika weiter vermehren – und sind resistent.

I. Mechnikov – Mitentdecker des Immunsystems

Bisher hatte die Medizin aber noch eine „Waffe“ gegen diese resistenten Bakterien. Die Antibiotika der Klasse der Carbapeneme. Diese gelten als letztes Mittel zur Behandlung von Infektionen, die durch multiresistente Bakterien verursacht werden. Mit der aber nun notwendig gewordenen zunehmenden Verwendung von Carbapenemen in der klinischen Praxis, kommt es auch zum Auftreten von Carbapenem-resistenten Erregern. Und wenn die auftreten sind wir in der Medizin auf dem Stand vor der Entdeckung des Penizillins. Der Patient kann nur hoffen, dass sein eigner Körper – sprich sein Immunsystem – die Infektion überwindet. Die Medizin kann nicht mehr helfen……

Aufenthalt im Krankenhaus kann gefährlich werden

Und das scheint heutzutage zunehmend zu einem Problem zu werden. Gerade im November 2019 gab das Robert-Koch-Institut zur Lage von Infektionen in Krankenhäusern die Ergebnisse einer Studie heraus. In Deutschland gibt es nach aktuellen Schätzungen jährlich bis zu 600.000 Krankenhausinfektionen, die sich im und zwischen Krankenhäusern ausbreiten. Die Zahl der durch Krankenhauskeime verursachten Todesfälle liegt bei schätzungsweise 10.000 bis 20.000 pro Jahr. Wenn auch nur ein Teil hiervon durch die multiresistenten Keime verursacht wird: ihr Anteil steigt. Diese Gefahr für unsere Gesundheit ist im Moment sehr bedrohend, und wird von der Weltgesundheitsorganisation auch so dramatisch eingeschätzt. Für den einzelnen Patienten möglicherweise sogar bedrohender als das Coronavirus.

Künstliche Intelligenz – jetzt auch zur Entdeckung neuer Medikamente

Die Forschung in diesem Bereich ist äußerst mühsam. Jetzt weckt eine neue Studie aus Amerika aber neue Hoffnung. Dort wurde mithilfe Künstlicher Intelligenz ein neues, vielversprechendes Antibiotikum entdeckt. Es funktioniert nach einem vollkommen anderem Wirkprinzip als bislang bekannte antibakterielle Stoffe und tötet einige der gefährlichsten Erreger weltweit ab, darunter auch Arten, gegen die derzeit kein einziges bekanntes Antibiotikum mehr wirkt. Der neue Stoff sei eines der wirksamsten Antibiotika, die bislang entdeckt wurden. Um dieses zu entdecken, fütterten sie einen Algorithmus mit Informationen aller bekannten Antibiotika und tatsächlich, der Algorithmus entdeckte Stoffe, die Bakterien töten können, bekannten Antibiotika aber nicht ähnelten. Eines davon war Halicin. Es tötet Bakterien über einen Mechanismus, der für dessen Energiegewinnung zuständig ist, und der nur durch mehrfache Mutationen ausser Kraft gesetzt werden kann. Also können die Baketerin gegen dieses Halicin nur sehr selten Resistenzen entwickeln.

Angst

Nun müssen „nur noch“ alle Stadien der klinischen Prüfungen durchgegangen werden, und vielleicht müssen wir dann in 10-15 Jahren keine Angst vor Krankenhausinfektionen mehr haben und können uns wieder beruhigt in die Hände von Klinikärzten begeben.

Quellen: