Heute stieß ich auf einen faszinierenden Brief, der zwar einen traurigen Anlass hatte – einen Trauerfall –, aber dennoch ein außergewöhnliches Stück Geschichte darstellt. Es handelt sich um einen eingeschriebenen Brief, der mit dem ersten Postflug von Vaduz nach St. Gallen befördert wurde. Hauptmann Wirth führte den Hinflug von St. Gallen nach Vaduz durch, während der Rückflug in welchem dieser Brief transportiert wurde von Fritz Gerber übernommen wurde. Auf dem Hinflug wurden 3.004 Postsendungen befördert, auf dem Rückflug 15.349 – ein logistisches Meisterstück für die damalige Zeit.
Der vorgestellte Brief wurde am 31. Aug. 1930 in Vaduz aufgegeben, am selben Tag nach Ankunft in St. Gallen mit einem Datumstempels „St. Gallen Luftpost “ abgestempelt und schließlich nach Meilen am Zürichsee weitergeleitet, wo er am 2. September 1930 bezeugt durch den Datumsstempel auf der Rückseite ankam. Dieser erste Postflug am 31.8.1930 wurde gefeiert mit einem Flugtag, ein Datum an welchem auch die Ausgabe der ersten liechtensteinischen Luftpost-Wertzeichen erfolgte. Der rote Sonderstempel auf dem Brief mit dem Textzug „1. Postflug Vaduz – St. Gallen 31. August 1930“ bezeugt die Teilnahme an diesem ersten Flug.
![Flugpost liechtenstein](https://www.oesvlph.at/wp-content/uploads/2024/12/Flugpost-300x205.jpg)
Die ersten Flugpostmarken herausgegeben am 12. Aug. 1930. Designer H.C. Kosel; Rastertiefdruck, Mischzähnungen vorhanden
Die liechtensteinischen Luftpost-Wertzeichen, die an diesem Tag herausgegeben wurden, waren ein Satz von sechs Marken mit dem Thema „Flugzeug über Landschaften“, entworfen von C. Kosel und im Rastertiefdruckverfahren hergestellt. Diese Marken durften ausschließlich für Luftpostsendungen verwendet werden, und der Luftpostzuschlag musste mit diesen speziellen Marken bezahlt werden.
Der Brief, den ich gefunden habe, wirft jedoch Fragen auf. Er ist mit der 50-Rappen-Marke aus dem Freimarkensatz „Landschaften und Fürstenpaar“ von 1930 frankiert, die am 12. August desselben Jahres herausgegeben wurde. Nach meinen Berechnungen hätte die Frankatur jedoch 55 Rappen betragen müssen: 20 Rappen für den Inlandbrief, 20 Rappen für den Einschreibebrief und 15 Rappen für die Luftpost. Hinzu kommt, dass der Luftpostzuschlag eigentlich mit einer Marke der Luftpostserie hätte bezahlt werden müssen. Ist der Brief also unterfrankiert oder sogar falsch frankiert?
Das bleibt unklar, und ich hoffe, dass mir jemand mit mehr Fachwissen weiterhelfen kann. Wer sich auskennt, ist herzlich eingeladen, über das Kontaktformular auf der Webseite seine Einschätzung zu teilen. Ich freue mich über jede Antwort, die zur Klärung dieses kleinen philatelistischen Rätsels beiträgt.