April 2021 – Natürlicher Mückenschutz

Fledermäuse

Mückenmilch

 

Sie kommen wohl bald wieder, die kleinen Vampire. Nein nicht die Fledermäuse, die man bei uns schon suchen muss, sondern Stechmücken. Und gerade dieses Jahr, wo wir wieder vermehrt draußen mit unseren Freunden feiern wollen, wäre es schön etwas gegen diese kleinen Plagegeister in der Hand zu haben. Vielleicht sogar was relativ Natürliches im Gegensatz zu den bisher gebräuchlichen chemischen Waffen mit N,N-Diethyl-3-methylbenzamid (DEET) als Inhaltsstoff?

Katze mit Minze

KatzePlinius der Ältere

Daher, wer hat schon mal was von Katzenminze (Nepeta cataria ) gehört? Ich kannte diese Pflanze als Gartenstaude, schön blau blühend, und ein Anziehungspunkt für alle Katzen der Nachbarschaft. Inzwischen ist bekannt, dass es eine eine ganz besonders beruhigende Wirkung auf alle Katzen hat. Ebenso wird ihrem Duft eine beruhigende Wirkung auf Menschen nachgesagt. Sie ist auch bereits seit Jahrtausenden in der Kräutermedizin bekannt. Plinius der Ältere im 1. Jhd. nach Chr. aber besonders Bald in seinem Arzneibuch (Leechbook) – eine altenglische medizinische Handschrift aus dem 10. Jahrhundert – berichten, dass Katzenminze gegen alles wirksam wäre, von Bettwanzen bis hin zu Schulterschmerzen.

Carl von LinneAuch schon lange ist ihre Wirkung als Insektenabwehrmittel bekannt. Zum Beispiel wird die Katzenminze in Johannes Francks Speculum botanicum von 1638 als „Lössegräs“ erwähnt, ein Name, der später auch von Carl von Linné verwendet wurde. Lössegräs kann frei mit „Läusegras“ übersetzt werden (wobei sich „Läuse“ wahrscheinlich auf alle lästigen kleinen Kreaturen bezieht), was auf seine Verwendung als Insektenschutzmittel anspielt. Extrakte der Katzenminze wurden bereits als natürliche Alternative zu synthetischen Insektenabwehrmitteln wie N,N-Diethyl-3-methylbenzamid (DEET) vorgeschlagen

Opiumraucher*innenUnd jetzt fast 400 Jahre später gibt es eine wissenschaftliche Erklärung dafür, wie Katzenminze auf Katzen und Insekten wirkt. Ihre Wirkung wird einer Substanz mit dem Namen Nepetalacton zugeschrieben, die typischerweise bis zu 80 % der Katzenminze-Extrakte ausmachen. Es wird vermutet, dass diese Substanz auf das Opiod-system des Gehirns der Katze wirkt, und somit das dortige Belohnungssystem aktiviert.

Aedes aegyptiiBei Insekten, wie gesagt, bewirkt der Extrakt der Katzenminze aber genau das Gegenteil. Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass sowohl in der Fliege Drosophila melanogaster als auch in der Stechmücke Aedes aegypti der Hauptvermittler der Katzenminze-Abstoßung der weithin konservierte molekulare Rezeptor TRPA1 ist, ein alter Schmerzrezeptor, der in so unterschiedlichen Tieren wie Plattwürmern, Fruchtfliegen und Menschen vorkommt. TRPA1 ist ein Rezeptor, der an einen Ionenkanal gekoppelt ist, und ist am besten bekannt als „Wasabi-Rezeptor“, der Umweltreizstoffe wie Schmerz und Juckreiz wahrnimmt.

WasabiNussbaumKnoblauchBesonders interessant ist, dass Katzenminze im Gegensatz zu Wasabi- oder Knoblauchverbindungen, die diese Rezeptoren auch beim Menschen aktivieren, selektiv den Insektenrezeptor zu aktivieren scheint. Das erklärt, warum Menschen nicht auf Katzenminze reagieren. Vielleicht gibt es ja jetzt bald auf TRPA1-Rezeptor Aktivierung basierende Insektenabwehrmittel. Bis dahin werde ich ab jetzt auch Katzenminze in meinem Garten pflanzen, damit zusätzlich zu den großen Nussbäumen eine weitere Pflanze diese Blutsauger an lauen Sommerabenden von mir abhält.

Quellen:

  • Current Biology 2021 Feb 25;S0960-9822(21)00217-7. The irritant receptor TRPA1 mediates the mosquito repellent effect of catnip. Melo N. et al.,
  • www.colnect.com