April 2019 – Digitalisierung im Unterricht

Ich bin bei weitem kein Experte, was Digitalisierung im Unterricht bedeutet, geschweige denn, was es für Lehrer heißt, diese jetzt anzuwenden. Aber aufgrund der immer intensiver werdenden Diskussion bzgl. Digitalisierung unserer Schulen, dachte ich, es könnte auch ein Thema für meinen Blog hier sein.

Und da fing bei mir das Problem auch schon an. Was verstehe ich / man / frau unter Digitalisierung des Unterrichts?

Ganz einfach gesprochen, könnte man / frau meinen, dass es einfach nur bedeutet, dass die Schüler*innen im Unterricht öfter Computer oder Smartphones statt Bücher benutzen sollen. Das würde aber heißen, dass sich Digitalisierung in der Schule nur auf einen Wechsel der Lern-Werkzeuge bezieht – ein Buch am Computer und nicht vom Papier gelesen wird. Auch der Einsatz von Whiteboards: anstelle des Tafelaufschriebs mit Kreide jetzt einfach mit dem Stift. Dies ist aber – so denke zumindest ich – nicht mit Digitalisierung gemeint. Digitalisierung sollte eher unsere Lebenswelt – unsere Ereigniswelt – erweitern. Was mit dieser Erweiterung der Lebenswelt gemeint ist, lässt sich sehr gut an diesem „Pinguin-Video“ nachvollziehen. Kurz zusammengefasst: die Pinguine leben in zwei Medienwelten – dem Wasser und der Erde. Jede Medienwelt ist für sie wichtig. Aber, jede Medienwelt hat für sie ihre eigenen Gesetze und Erlebnisstrukturen, weshalb ein direkter Vergleich der beiden Welten auch nicht möglich ist. Beide Welten leben nebeneiander und der Pinguin wechselt von einer zur anderen, ohne Wertung, welches das bessere Medium für ihn ist. Er kann weder ohne das Wasser, aber eben auch nicht ohne die Erde.

Diese Möglichkeit der erweiterten Welt sollte und muss euch Schüler*innen und Studenten*innen vermittelt werden, und darf auch keinem von euch vorenthalten werden. Dafür müsst ihr euch mit der Technik, den Methoden und den Inhalten der Digitalisierung auseinandersetzen, sie erproben und testen dürfen.

Eine solche Umsetzung bedeutet aber für die Schulen – und die Universitäten – einen enormer Kraftakt, weshalb wir und ihr  immer noch Geduld brauchen. Um nur ein paar Punkte zu nennen:

  • Das Geld muss da sein, damit digitaler Unterricht auch stattfinden kann. Lernmaterial – wie Tablets etc. Das wäre ja noch einfach. Bestellung aufgeben, die Tablets, Whiteboards etc werden geliefert, und dann ist die Digitalisierung abgeschlossen. Bei weitem nicht!
  • An den Schulen braucht es Techniker, die die entsprechenden Techniken dann am Laufen halten. Was nutzt es, wenn zwar die Tablets da sind, keiner sie aber einrichten kann? Also ein echter IT-Support müsste an jeder Schule gewährleistet sein.
  • Neue Lehr- und Lernkonzpete basierend auf und mit der Digitalisierung (digitale Unterrichtsmaterialien) müssen größtenteils erst noch aufgebaut werden. Bis auf einige Ansätze habe ich diesbezüglich im Netz nicht viel gefunden. Zumindest sehr wenig Konkretes.
  • Wenn man Lernplattformen einrichten will, braucht es gute Lern- und Verwaltungssoftware (auch von Prüfungen). Die gibt es auch noch nicht wie Sand am Meer, vor allen Dingen solche, die mit der DSGVO konform gehen.
  • Die Lehrerausbildung muss auf die neue Welt ausgerichtet werden. Dies beginnt schon an den Universitäten und endet bei Fortbildungen schon aktiver Lehrkräfte, was wiederum für alle Mehraufwand – der von allen Seiten auch als solcher gesehen und akzeptiert werden muss – bedeutet.

Die Umstellung fällt also nicht vom Himmel und erfordert einen großen Einsatz von allen Seiten. Richtig eingesetzt bietet die Digitalisierung aber viele Chancen: Wenn richtig eingesetzt, erlaubt sie den Schulalltag effizienter zu machen, Lehrkräfte hätten so mehr Zeit für Schüler*innnen. Die digitalen Werkzeuge erlauben aber auch eine Weiterentwicklung der Lernkultur hin zu mehr Autonomie, Partizipation und Kreativität.

Also lasst es uns in Angriff nehmen, das digitale Medium zu erkunden, anzwenden und damit zu leben, ohne die alten Medien ganz abzustreifen. Eben wie die Pinguine, die auch in auch in zwei Welten/Medien leben. Und ganz nebenbei – auch wir Philatelisten müssen diesen Weg gehen, auch wenn er uns noch schwerer fällt als den jungen Leuten.